Barrierefreies Bauen – in cooler Architektur.
(Rolf Mauer) Reisende mit Handicap können sich in der neuen Jugendherberge in Bayreuth, geplant vom Laboratory for Visionary Architecture (LAVA), willkommen fühlen. Das neue Haus des Jugendherbergswerk Bayern ist die erste Inklusions-Jugendherberge im Freistaat. Menschen mit Handicap sollen hier nicht nur problemlos wohnen können, sondern auch Arbeit finden.
Darüber hinaus zeigt der Bau jungen Menschen, welchen Einfluss Raum, Material und Farbe auf die eigene Wahrnehmung hat. Laut den Architekten von LAVA ist die neue Jugendherberge der Prototyp eines behindertenfreundlichen Gebäudes, in dem nicht zwischen behinderten und nicht behinderten Menschen, sondern zwischen hilfsbedürftigen und nicht hilfsbedürftigen Nutzern unterschieden wird.
Neu gebaute Jugendherbergen sind heute eher die Ausnahmen, in der Regel modernisiert man im Bestand. Das neue Gebäude in Bayreuth ist den Planern zufolge ein Zeichen für die Erneuerung der Jugendherbergen.
Extravagante Grundrissform.
Für das 180-Betten-Haus wählten die Planer von LAVA als Grundform ein „Y“. Durch diesen sternförmigen Grundriss entstanden Zonen, die jetzt als Ruhe-, Sport- oder Verweilzonen Bestandteile des Gebäudes sind. Im Zentrum liegt das Atrium als Vermittlungsschnittstelle zwischen den Nutzungsbereichen. Es bildet zugleich das kommunikative Zentrum als Freiraum für Begegnung, Unterhaltung und Interaktion.
Damit steht das Thema „Gemeinschaft erleben“ als Motto des Bauherrn (Deutsches Jugendherbergswerk LV Bayern) auch gestalterisch im Fokus. Von diesem architektonischen Mittelpunkt aus entwickeln sich einzelne zweigeschossige Funktionsbereiche. Die beiden rund 30 Meter langen Zimmerflügel richten sich nach Nord- und Südosten aus. Im dritten Flügel finden sich die offene Küche mit Essraum, im Obergeschoss der Seminar- und Eventbereich sowie Terrassen.
Starke Verbindung mit der Umgebung.
In Nachbarschaft zur Universität und einem Freibad auf einem großzügigen Grundstück gelegen, unterstreicht die niedrige Gebäudehöhe die gewollte Integration in die Topografie. Insbesondere die Nutzung der Zwischenflächen zwischen den drei Bereichen als Sportfeld, Abenteuerspielplatz und Vegetationszone sowie die unterschiedlichen Zugänge zu diesen Bereichen bewirken eine starke Verbindung des Neubaus mit der Umgebung.
Ungewöhnlich: die Dachfarbe Weiß.
Auffallend ist auch das dynamisch geformte weiße Dach, belegt mit der selbstklebenden Dach- und Dichtungsbahn EVALON VGSK des Abdichtungsspezialisten alwitra.
Die ungewöhnliche Dachkonstruktion, deren sichtbares hölzernes Tragwerk zum prägenden Element der Innenarchitektur wird, besteht aus Trägern, die außen und innen auf Wänden und entlang der Firstlinie und der Dachöffnung auf einem räumlichen Fachwerkträger aufliegen. Eine Besonderheit der Dachschutzbahn ist die integrierte Brandschutzlage. Sie bietet einen zusätzlichen Schutz und ist direkt und vollflächig auf unkaschierte EPS-Hartschaumplatten verklebt.
Man darf darauf setzen, dass die Besucher der Jugendherberge eine Architektur erkennen, die gezielt auf ihre Bedürfnisse eingeht. Diese Jugendherberge ist kein reiner „Beherbergungsbetrieb“, wie man das aus früheren Zeiten kennt, sondern ein Ort des kulturellen Erlebens guter Architektur.
Fotos: alwitra / Sven-Erik Tornow
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